Schlacht um Chile: Teil 2 - Der Putsch, Die (1976)

   

Genre(s): Dokumentation   

Inhalt: Zweiter Teil der dreiteiligen Dokumentarfilmreihe über die Zeit vor (und nach) dem Putsch in Chile, der sich vom Tanquetazo am 29. Juni bis hin zum Putsch am 11. September und dessen Folgen erstreckt.

Nachdem das putschende Regiment, das am 29. Juni für den Tod von 22 Personen verantwortlich ist, keine Unterstützung von anderen Offizieren, recht bald allerdings Gegenwind von regierungstreuen Einheiten unter Oberbefehlshaber Carlos Prats erhält, ist der erste Putschversuch des Jahres gescheitert. Augusto Pinochet, Stellvertreter Prats', hat sich hier noch auf die Seite der regierungstreuen Truppen gestellt – wie viele Militärs allerdings vermutlich eher aus Berechnung. Aus der Opposition lassen auch die Christdemokraten (erst nach Bekanntwerden des Scheiterns des Putschversuches) ihre Solidarität für die Regierung verlauten, derweil sich die Partido Nacional hingegen mit Statements zurückhält. Mitglieder der faschistischen Frente Nacionalista Patria y Libertad ergreifen als heimliche Mitputschisten gar die Flucht.
Allende fordet Ende Juni den Kongress auf, den Ausnahmezustand zu verhängen. Sein Entwurf eines Notstandgesetzes wird am 2. Juli indes vom Parlament mehrheitlich abgelehnt. Unter den Arbeitern werden derweil die Stimmen der Linken lauter, während eine Bildung sogenannter Industriegürtel zugleich eine umfangreichere Kontrollierung bestimmter Fabrik im gesetzlichen Rahmen durch die Regierung ermöglicht. Das Militär beginnt nun auf Basis eines im Vorjahr vom Parlament beschlossenen Gesetzes damit, ohne Regierungsgenehmigung oder Durchsuchungsbeschlüsse ganz legal Razzien in Fabriken durchzuführen, um etwaige Waffen aufzuspüren. Die erste Razzia in Valparaíso verläuft ohne Erfolg, dennoch folgen weitere Razzien, bei denen linke Arbeiter festgenommen und verhört werden können.
Allende gibt an, mit den Christdemokraten in einen Dialog kommen zu wollen, bittet Fernando Castillo, den Rektor der Katholischen Universität von Chile, um Mitarbeit im Kabinett, was dieser aufgrund anderweitiger Verpflichtungen ausschlägt. Mit offeneren Teilen der Christdemokraten sind Dialoge möglich, der traditionellere Teil der Partei verweigert sich jedoch. Eine ergebnislose Durchsuchung von Gräbern während einer Razzia in Valparaíso durch das Miliär sorgt am 8. Juli für einen minimalen Skandal. Vier Tage später äußert sich der Generalsekretär der Sozialistischen Partei über die Unrechtmäßigkeit eines drohenden weiteren Putsches und über die seines erachtens gültigen Befugnisse der Arbeiterschaft... darunter auch: Betriebsbesetzungen, die von Linken insgesamt allerdings kontrovers beurteilt werden.
Eine Woche darauf kommt es zu weiteren erfolglosen Razzien durch das Militär wie auch zu einer größeren Fernstraßenbesetzung durch Arbeiter bei Vicuña Mackenna, mit denen eine Reprivatisierung von Betrieben verhindert werden soll, die für die Unidad Popular jedoch notwendig sind, um mit den Christdemokraten einen Minimalkonsens zu erreichen. In San Bernando rufen linke Arbeiter gleichzeitig zu einer bewaffneten Verteidigung der Regierung auf. Am 20. Juli hält die katholische Kirche einen Friedensgottesdienst ab, der für gegenseitiges Verständnis plädieren soll.
Am 27. Juli eskaliert die Gewalt, als der Marineadjutant Arturo Araya Peters erschossen wird, nachdem ein Minimalkonsens des UP mit den Christdemokraten näherzurücken schien. Prats sieht in dieser Exekution später – im Exil, vor seiner Ermordung – den Versuch der Verhinderung eines Berichts über konkrete, von den USA unterstützte Putschpläne einiger Militärs in Valparaíso an Allende.
Am 3. August setzt das Militär erstmals Panzer bei einer Razzia ein: die 27. inzwischen, zum 27. Mal erfolglos. Bezüglich der Konfliktsituationen mit Zivilisten hat ein Gewöhnungseffekt eingesetzt, zugleich bieten die wiederholten, umfangreichen Razzien putschbereiten Militärs die Möglichkeit, die Bereitschaft ihrer Kräfte einzuschätzen. Das CIA unterstützt mit 5.000.000 US-Dollar die Streiks von Transportunternehmern, mit denen die wirtschaftliche Lage destabilisiert und eine Annäherung zwischen UP und Christdemokraten erschwert werden kann. Zudem gehen in Juli und August rund 250 Sprengstoffattentate indirekt auf das Konto des CIA. Das Setzen auf die Pressefreiheit gereicht der Regierung dabei jedoch zum Nachteil, als die Opposition ihren Einfluss auf Großteile von Rundfunkstationen und Printmedien einsetzt, um die Berichterstattung über die Streiks für sich einzusetzen. Die Christdemokraten setzen Allende nun unter Druck, fordern seine Unterwerfung unter den Kongress sowie die Aufgabe seiner Befugnisse, die völlige Reprivatisierung und die Besetzung wichtiger Regierungsposten mit jenen Militärs, die den Christdemokraten genehm sind. Allende lehnt ab, die Verhandlungen enden.
Prats und weitere leitende Offiziere, die ihre Unterstützung zusagen, werden von Allende in die Regierung aufgenommen. Sein Ruf unter Linken wird dadurch beschädigt, aber auch die Gegenseite ist nicht überzeugt – und es zeigt sich, dass Teile des Militärs nicht auf der Seite der betroffenen Offiziere stehen. Während die Auswirkungen des Streiks, den die Christdemokraten ab dem 12. August ganz offiziell unterstützen, immer spürbarer werden, kümmern sich regierungstreue Spediteure um Verteilungszentren, die eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung ermöglichen sollen.
Marinesoldaten informieren linke Persönlichkeiten und Politiker über Verschwörungspläne bei den Seestreitkräften. Wegen Meuterei angeklagt, erhalten sie bald darauf Haftstrafen, die mit Folter einhergehen werden. Die Opposition beschließt a, 22. August verfassungswidrig, Regierungspläne als verfassungswidrig einzustufen – was dem Militär die Möglichkeit gibt, ihren Ankündigungen Folge zu leisten und bei einer Verletzung der Verfassung seitens der Regierung einzuschreiten. Prats und zwei weitere Offiziere treten nach Demonstrationen, an denen auch Gattinnen anderer Militärs teilnehmen, zurück. Als vorgeblich verfassungs- und regierungstreuer Oberkommandierender der Streitkräfte rückt Augusto Pinochet nach.
Am 4. September, dem dritten Jahrestag von Allendes Wahlsieg, richtet sich ein großer, 800.00 Teilnehmer(innen) fassender Demonstrationszug ausdrücklich gegen die Putschisten. Am 7. September erklärt Allende – während weiterhin anhaltender Demonstrationen – seine Absicht, eine Volksabstimmung durchführen zu lassen, deren Ergebnis am 11. September bekanntgegeben werden soll. Da jedoch haben am frühen Morgen Teile der Marine Valparaíso eingekreist. Kurz darauf erscheint auch die Luftwaffe über Santiago de Chile, wo Allende sich in dem Präsidentenpalast aufhält: Sollte Allende nicht kapitulieren, würde man zur Bombardierung greifen. Allende wählt gegen 14.15 Uhr den Freitod, die Putschisten wenden sich um 21 Uhr an die Bevölkerung. Die Militärdiktatur beginnt, hunderte Menschen verlieren ihr Leben, noch weit mehr werden inhaftiert und aus den großen Stadien werden Konzentrationslager; der Widerstand verlagert sich in den Untergrund.

 

Medium: Sonstiges

Fassungstitel:   Die Schlacht um Chile: Teil 2 - Der Putsch (1976)
Bemerkungen:   Arte Mediathek 11/23
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