Bamako (2006)

Bamako (2006)    

Genre(s): Drama   

Keine Inhaltsangabe vorhanden

 

Medium: Sonstiges

Bemerkungen:   Die bildhübsche Melé arbeitet als Sängerin in einer Bar, ihr Mann Chaka ist arbeitslos. Im Hof ihres Hauses in Malis Hauptstadt Bamako, wo sie zusammen mit anderen Familien leben, installiert sich ein Gericht. Vertreter der afrikanischen Bevölkerung haben einen Prozess angestrebt gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank, weil sie diese zur Rechenschaft ziehen wollen für das, was auf dem afrikanischen Kontinent schief läuft. Der Wohnhof wird also gleichzeitig Gerichtshof, und während Anklagende, Zeugen und Verteidiger ihre Standpunkte vertreten, spielt das Leben munter weiter, als wäre da gar nichts Besonderes. Und damit wird aus dem vollen afrikanischen Leben heraus darüber debattiert, wie die nördliche Welt mit der südlichen umgeht, erhält ein ernsthaftes und interessantes Thema eine unterhaltsame Form der Vermittlung. Ein spannender Film zur Zeit und ein gewitztes Lehrstück nicht nur in Bezug auf Afrika.

Was für eine grossartige Idee: Abderrahmane Sissako lädt uns ein in Malis farbenfrohe Hauptstadt Bamako, wo er im Hof des väterlichen Hauses eine Gerichtsverhandlung in Szene setzt, in jenem Hof, in dem er selber seine Jugend verbracht hat. Doch keine Angst, das ist alles andere als trockene Faktenbeigerei: Spannungsgeladen präsentiert sich die hier in Szene gesetzte Verhandlung gegen die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds, die ja eigentlich da wären, ausgleichend zu wirken im Weltmarkt. Munter läuft während der Gerichtsver-handlung im Hof das Leben weiter. Die geniale Idee von Sissako war es, Gericht zu halten im Alltag, denn aus ihm heraus wird so vieles, was diskutiert wird, ganz beiläufig sichtbar, wahrnehmbar, erkennbar. Und darüber hinaus spielt der Alltag aufs Unterhaltsamste seine Streiche. Natürlich schweift Sissakos Blick immer wieder ab, widmet er sein Interesse Randfiguren im globalen Game, um die Widerwärtigkeit der nördlichen Arroganz umso sichtbarer zu machen oder der Fiktion des US-amerikanischen Westerns mit Danny Glover und Elia Suleiman als Shooting Stars.

Wenn die Welt heute voller Wunden ist, dann aufgrund einer langen Geschichte, die gerne vergessen geht, wenn man das Heute betrachtet. Abderrahmane Sissako führt uns dies am Beispiel Afrikas im Innenhof seines Hauses vor Augen und vor Ohren. Er ist auch ein hochsensibler Porträtist. Luzid sind die Auseinandersetzungen und Äusserungen, real existierende Figuren und erfundene spielen ineinander über und miteinander, um von dem zu reden, was ist. Und von dem, was sein könnte. Zu Letzterem freilich würde so etwas wie Bewusstsein gehören, nicht nur ein Bewusstsein fürs Eigene sondern eben auch eines fürs Andere, für die Existenz des Anderen. Bamako ist für mich der dringlichste Film zur Zeit: Stiller Aufschrei, luzide Einsicht, unterhaltsam und besinnlich in einem.

Walter Ruggle

(Quelle: trigonfilm)

Fassung ist gekürzt   Diese deutsche Fassung ist gekürzt


Erscheinungsart:
   Free-TV
Sender:arte (OmU)
Sendedatum:13. September 2008
 

Freigabe:
FSK 12
Fassung indiziert?Nein
Laufzeit:93:22 Min. (92:08 Min. o. A.)
 
TV-Norm:PAL
 
Bildformat:1,85:1 (anamorph / 16:9)
 
Tonformat:Sonstige (Stereo)
 
Untertitel:Deutsch

Untertitel sind nicht optional (Zwangsuntertitel)

 
Bemerkungen:
Sendebeginn ca. 22:30 Uhr

  • Erstausstrahlung
  • Sprachen: Französisch und (laut IMDB) Bambara

    Nach offiziellen Angaben ist die Kino-Laufzeit ca. 116 Min.

  •  
    Autor des Eintrags:   mali
    Eintragsdatum:14.09.2008